Müll. Weg damit.

Vanessa Koch — — 3 Minuten

Jedes Jahr produzieren wir in Deutschland mehr Müll aus Kunststoff und mehr Verpackungsmüll. 2016 waren es 3,1 Millionen Tonnen aus Kunststoff und insgesamt 14,64 Millionen Tonnen Verpackungsmüll. 2017 sind es schon 18,7 Millionen Tonnen, davon 3,2 Millionen aus Kunststoff. 2018 hat jeder einzelne Deutsche im Durchschnitt fast 226 kg Verpackungsmüll verbraucht. Tendenz: Es wird immer mehr. 1

Müll. Weg damit.
Wir produzieren so viel Verpackungsmüll wie nie zuvor. (Foto: Lisa Fotios von Pexels)

Was macht man, wenn das Problem zu groß geworden ist? Man schickt es ans andere Ende der Welt. Sauber.

Bis jetzt. Denn China nimmt seit 2018 keinen Müll mehr an. Das ist ein Schritt, denn immerhin ging seit 1988 die Hälfte des Plastikmülls aus der ganzen Welt in das Land der aufgehenden Sonne. Dort wurde er geschmolzen und zu Pellets für die Wiederverwertung verarbeitet. Aber der Müll wurde den Chinesen zu unrein. Sie verlangten, dass nur noch Müll mit einer Verunreinigung von weniger als 0,5% ins Land darf. Zum Vergleich: Der Plastikmüll aus den USA kommt zum Beispiel auf 15 bis 25 Prozent Verunreinigung. Das Ergebnis: Die Mehrheit der Exporte von Plastikmüll nach China ist damit verboten.

Aus gutem Grund, denn die Chinesen bekamen immer nur Reststoffe von schlechter Qualität, sprichwörtlich „Müll“. Die enthalten eine Vielzahl von Materialien, chemischen Zusätzen und Farbstoffen, die das Recycling nahezu unmöglich machen. Und die landen dann natürlich sofort in Müllverbrennungsanlagen, auf Mülldeponien oder sonst wo in der Umwelt. Mit katastrophalen Folgen, auch für den Menschen.

Die Exportländer sind nicht doof, Südostasien ruft. Wie Thailand, da stieg die Einfuhr in den ersten vier Monaten des Jahres 2018 im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr zuvor um fast das 70-Fache!

Die Menge an Müll überfordert einfach alle. Im Mai 2018 musste eines der größten vietnamesischen Schiffterminals die Annahme von Abfall kurz mal einstellen, nachdem sich dort tausende Container voll Plastik- und Papiermüll angesammelt hatten. Und dann wird es abenteuerlich: In Malaysia wurden fast 40 illegale Recyclingfabriken errichtet, die giftiges Abwasser in die Natur geleitet haben und die Luft mit Schadstoffen aus der Verbrennung von Plastik verschmutzen. In Thailand werden bei einer einzigen Razzia 58 Tonnen illegal im- portierter Kunststoffe beschlagnahmt. Im Juni 2018 kündigte Thailand dann an, die Einfuhr von Plastikmüll zu untersagen, Vietnam setzte den Import von Ende Juni bis Oktober 2018 aus und Indonesien hat die Einfuhr nicht recycelbarer Abfälle reduziert.

Und wie reagieren die Müll-Exporteure? Ganz nebenbei: Deutschland gehört weltweit zu den größten Exporteuren von Plastikmüll.

Sie entsorgen verwertbare Reststoffe auf Mülldeponien oder verbrennen sie. Das schadet der Umwelt und uns. Denn dabei werden Kohlenmonoxid, Stickstoffoxid, Feinstaub, Dioxine, Furane und andere Schadstoffe freigesetzt. Sie sind verantwortlich für Krebs, Atemwegserkrankungen, Nervenkrankheiten und Geburtsdefekten. Der Rest, der übrig bleibt nach der Verbrennung, die Asche, belastet Böden und das Grundwasser. Sie muss fachgerecht entsorgt werden.

Während die Welt unter dem Plastikmüll in die Knie geht und nach Lösungen sucht, will die Industrie die Kunststoffproduktion in den kommenden 10 Jahren um 40% steigern.

Fazit:

Wenn wir unseren Konsum nicht überdenken und auf Plastik konsequent verzichten, dann geht die Produktion ungebremst weiter. Es liegt an uns, wir müssen Plastik aus unserem Leben verbannen. Es gibt keine Alternative.


1 – Statista: Verpackungsverbrauch in Deutschland