Plastik ist Gift.

Vanessa Koch — — 5 Minuten

Und das im doppelten Sinne. Zum einen ist das Material an sich giftig, zum anderen hat es auch noch die „Fähigkeit“, Giftstoffe aus seiner Umgebung an sich zu binden.

Plastik ist Gift.
Foto: gonzales2010 von VisualHunt.com / CC BY-NC-SA

Viele Kunststoffe enthalten bereits mit ihrer Herstellung Schadstoffe und Weichmacher, die unseren Hormonhaushalt schädigen, den Stoffwechsel stören und krebserregend sind. Viele Verpackungen und Alltagsgegenstände wie Joghurtbecher, Trink- und Shampoo-Flaschen, Kochlöffel, Vorratsdosen oder Kinderspielzeug bestehen aus einem regelrechten Chemiemix.

Diese Zusatzstoffe, wie bestimmte UV-Stabilisatoren, Weichmacher oder Flammschutzmittel sind giftig werden freigesetzt und gehen in die Raumluft, den Hausstaub oder sogar in Lebensmittel über. Oder gelangen so oder über Körperkontakt und Schweiß in unseren Körper.

Über welche Stoffe reden wir?

Weichmacher

Weichmacher sind dafür da, dass Stoffe weicher, flexibler und geschmeidiger sind. 87 % der 2012 verbrauchten Weichmacher wurden in Kunststoffprodukten eingesetzt, danach folgen Gummiprodukte, Farben und Lacke. 1 Darüber hinaus werden sie auch in Klebstoffen eingesetzt. Weichmacher gehören zu den meistverkauften Chemikalien und sind zum Beispiel schwerflüchtige Carbonsäureester, fette Öle, Weichharze und Campher. Einige Weichmacher sind gesundheits- und umweltschädlich. Insbesondere Phthalate, die bei den Weichmachern einen Marktanteil von 70 % ausmachen, sind dafür bekannt und inzwischen in vielen Anwendungen verboten. Leber, Nieren und Hoden können angegriffen werden. Für einige Phthalate wie beispielsweise DEHP, ist eine hormonartige Wirkung nachgewiesen. Sie können die Fähigkeit zur Fortpflanzung beeinträchtigen und das Kind im Mutterleib schädigen. Die Phthalat-Weichmacher sind nicht fest an den Kunststoff gebunden. Sie können in die Raumluft entweichen und durch Flüssigkeiten, insbesondere aber durch Fett gelöst und aufgenommen werden.

Weil sie die Gesundheit schädigen, dürfen einige Phthalate in Spielzeug, Babyartikeln und Kosmetika nicht mehr verwendet werden. Bei Verpackungen für Lebensmittel sind sie nur mit Einschränkungen erlaubt, oder die Hersteller müssen Grenzwerte einhalten. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) führt eine Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe. Darunter befinden sich auch bestimmte Weichmacher. Diese Stoffe dürfen in Zukunft nur noch in genehmigten Ausnahmefällen eingesetzt werden. Aber Vorsicht, denn die Grenzwerte werden nicht immer eingehalten.

Bisphenol A

Bisphenol A wird synthetisch hergestellt und dient vor allem als Ausgangsstoff zur Synthese polymerer Kunststoffe auf der Basis von Polyestern, Polysulfonen, Polyetherketonen, Polycarbonaten und Epoxidharzen. BPA hat daher eine sehr große wirtschaftliche und technische Bedeutung. Ferner wird BPA als Antioxidans in Weichmachern und zum Verhindern der Polymerisation (Polymerbildungsreaktion) in Polyvinylchlorid (PVC) verwendet. Es ist Bestandteil vieler Produkte des täglichen Gebrauchs wie Plastikflaschen, Plastikspielzeug, Thermopapier, der Auskleidung von Konservendosen, Bodenbeschichtungen aus Epoxidharz - um nur einige zu nennen. Laut „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ (BUND) werden pro Jahr weltweit sechs Millionen Tonnen BPA hergestellt, davon knapp eine halbe Million in Deutschland.

Endokrinologische Fachgesellschaften und die WHO kategorisieren BPA als endokrinen Disruptor, also einen Stoff mit hormonähnlicher Wirkung, und sehen es als erwiesen an, dass BPA beim Menschen bereits in kleinsten Mengen zur Entstehung von Krankheiten wie Diabetes, Fettleibigkeit, Störungen der Schilddrüsenfunktion, Entwicklungsstörungen bei Kindern und Unfruchtbarkeit beiträgt.

Plastik ist ein Polymer.

Plastik hat außerdem – aufgrund seiner Verbindungsliebenden Polymere – die Eigenschaft sich mit anderen Stoffen zu binden. Viele dieser Substanzen gehen mit dem Kunststoff Verbindungen ein, lagern sich an und gelangen so in die Nahrungskette. Das können Ausgangsstoffe, Weichmacher, Stabilisatoren oder Flammschutzmittel sein – wie Bisphenol A oder Polychlorbiphenyle (PCB). Das bedeutet, sobald Kunststoffe in den Körper gelangen lösen sich die Stoffe auf und reichern sich im Körper an. Zum anderen zieht Plastik Schadstoffe an, die in der Umwelt vorhanden sind. Wie Giftstoffe aus Flüssen, industriellen Abwässern, der Landwirtschaft, Verklappung, Abbauprodukte von Müll oder dem Schiffsverkehr. Es sind Schwermetalle, organische Substanzen, radioaktiven Stoffe, Nährstoffe wie Dünger und verbotene Insektenvernichtungsmittel wie DDT, Bisphenol A, oder TBT.

Wenn wir dann Fische essen nehmen wir das Plastik auf und alle Schadstoffe. Sie können teilweise nur schwer wieder abgegeben werden und konzentrieren sich zum Teil in Fettgeweben oder verteilen sich im Blutkreislauf. Ihre Nebenwirkungen sind vielfältig. Sie beeinflussen den Hormonhaushalt negativ, stören somit die Fruchtbarkeit, sind krebserregend, führen zu Stoffwechselstörungen, zu Übergewicht oder Diabetes.

Eine Untersuchung in Japan hat festgestellt, dass Fische teilweise durch die Aufnahme von Meeresplastik eine so starke Konzentration an Schadstoffen im Körper hatten, dass sie als Sondermüll hätten entsorgt werden müssen. Stattdessen landen sie auf unseren Tellern. Zwar gibt es regelmäßige Untersuchungen von Fischfängen durch Ministerin, Umweltverbänden und Instituten, allerdings gibt es noch keine Verbote, obwohl fast jeder Fisch mit Schadstoffen belastet ist.

Fazit:

Die Auswirkungen von Plastik auf unsere Gesundheit sind vielfältig. Es wird noch einige Jahre dauern, bis sich zeigt, wie gefährlich sie wirklich sind. Ganz im Gegenteil zu den Tieren im Meer, sie verenden schon jetzt durch das Plastik, das wir gebrauchen und wegwerfen. Und deshalb gibt es nur eine Lösung: Kein Plastik!

1 – Ceresana Research: Marktstudie Weichmacher, November 2013